In einem der ältesten Steinhäuser Ostfrieslands eröffnete nach über dreijähriger Bauzeit die KZ-Gedenkstätte Engerhafe am 25. Mai 2024 ihre neue Ausstellung. In unmittelbarer Nähe des Alten Pfarrhauses existierte vom 20./21. Oktober bis 22. Dezember 1944 ein Außenlager des Konzentrationslagers Neuengamme.
Die Ausstellung erzählt die Geschichte der 2.000 Männer und Jugendliche aus ganz Europa, die dort als KZ-Häftlinge in vier Holzbaracken zusammengepfercht waren. Bewacht von wenigen SS-Männern und 80 Marinesoldaten mussten die KZ-Häftlinge zwischen der Ehe und dem Ems-Jade-Kanal einen Panzergraben zur Sicherung der Stadt Aurich ausheben. Dieser war Teil des »Friesenwalls«, einer Verteidigungslinie an der deutschen Nordseeküste, die sich für den weiteren Kriegsverlauf als bedeutungslos erwies.
Innerhalb von nur zwei Monaten starben 188 der KZ-Häftlinge. Sie wurden in Sammelgräbern auf dem örtlichen Friedhof in Engerhafe beigesetzt. Nach Fertigstellung der Verteidigungsstellung in Aurich wurden die noch Lebenden zurück in das Hauptlager Neuengamme transportiert.
Nach 1945 wurde das Gräberfeld der KZ-Opfer zum Ausgangspunkt des Gedenkens in Engerhafe. Die Ausstellung stellt den langen und keineswegs gradlinigen Prozess der Aufarbeitung der nationalsozialistischen Verbrechen dar.
Zugleich gibt die Ausstellung einen Überblick über weitere bislang wenig bekannte Zwangsarbeitseinsätze für die Wehrmacht auf der ostfriesischen Halbinsel, u.a. von Kriegsgefangenen und ukrainischen Zwangsarbeiterinnen. Nach aktuellen Erkenntnissen gab es über 400 Lager während des Zweiten Weltkrieges in der Region, die den flächendeckenden Einsatz von ausländischen Zwangsarbeitskräfte für Rüstungsindustrie, Bunkerbau, Landwirtschaft und in Unternehmen gewährleisten sollten.
Die aktuellen Öffnungszeiten der Dauerausstellung entnehmen Sie bitte der Seite mit den Allgemeinen Informationen.